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[Bericht] Winterlaufserie Seligenstadt (2. Lauf)
(zu alt für eine Antwort)
Juergen
2009-12-20 23:43:27 UTC
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[ ] Ich habe den Bericht auf DRSL.de archiviert.
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damit verwandten Seiten gespeichert werden. Einer (auch auszugsweisen)
Veröffentlichung außerhalb des Usenets stimme ich nicht zu.
[ ] Ich widerspreche der Archivierung auf DRSL.de.

Name des Laufes: Winterlaufserie Seligenstadt
Datum: 19.12.2009 (Sa.)
Ort: Seligenstadt
Postleitzahl: 63500
Homepage (Veranstalter): http://www.tria-seligenstadt.de
Ihr Name: Jürgen
Ihre eMail-Adresse: Schreibsklave bei web.de
Streckenlängen: 1 km, 5 km, 10 km
Beschaffenheit: vorwiegend Waldwege (leichter Cross?) komplett verscheit
Profil: flach, schätzungsweise 40 Hm?
Wetter: Winter - 12 °C (bibber) keine Sonne, kein Wind.
Teilnehmer: 300, davon 10 km: 169


Anders als beim ersten Lauf Ende November machte das Wetter dem Wort
"Winterlaufserie" diesmal alle Ehre. Dass es frostig werden würde,
wusste ich seit einer Woche, nicht aber, dass es so frostig und ein Lauf
im Schnee sein sollte. Lange prophezeite Wetter.de lediglich - 4°C und
dazu Sonne. Als es bei uns am Freitag Nachmittag zu schneien begann und
auch Nachts trotz -12 °C noch eifrig weiter schneite, bekam ich meine
Zweifel.

Andererseits wollte ich ja heuer mal Dinge tun, die ich noch nie tat.
Sa. hieß es also auf nach Seligenstadt. Auf den rund 70 km Fahrt durch
den Spessart waren die Straßen zwar geräumt, doch das glaubten zwischen
Lohr und Aschaffenburg nicht alle Fahrer vor mir. Zur Krönung war nach
der Hälfte auch noch die Scheibenwaschanlage leer. Keine 25 min vor dem
Start bog ich endlich auf den Parkplatz vor dem Sportheim ein und war
noch nicht umgezogen.

Schnell in den Keller, in den Umkleideraum. Ein Jacke habe ich nicht
mitgenommen, sondern zwei lange Shirts (eng und weit) und das T-Shirt
von unserem Lauftreff als oberste Schicht. Dazu enge und knielange
Wollstrümpfe von Pearl Izumi (in denen bin ich noch nie gelaufen sondern
hatte sie nur in Radschuhen an), eine "Übergangstight" und natürlich
Laufschuhe, Halstuch, Mütze und Handschuhe. Derart "verpackt" bin ich
noch bei keinem Wettkampf gestartet.

Die Kälte ist auf dem Weg zum Start Tagesgespräch. "Besser als +2 °C und
Nieselregen", sagt der Läufer eine Paares, und er hat Recht. Bei der
Kälte, gehandelt wurden -10°C, der Veranstalter schreibt auf seiner
Homepage -12 °C, sollte man sich unbedingt einlaufen. Leider bleiben mir
dafür nur noch 5 min. Gerade noch so quetsche ich mich in die
Startaufstellung, dann wird schon runtergezählt.

[Der Lauf}

Es geht flott los. Bei dem Tempo fühlt sich der Schnee gleich etwas
glatter an. Ich habe die Volkslaufschuhe von Deichman angezogen, die
sind am neuesten und haben noch sowas wie Profil auf den Sohlen.

Ich kenn die Strecke ja schon. Oben links herum geht es theoretisch auf
Asphalt. Praktisch bedeutet es nur, dass der Schnee etwas ebener wird.
Trotzdem gibt es auch hier noch Löcher, wie ich stolpernd feststelle.
Zudem rutscht mein blöder Brustgurt vom Garmin. Als es wieder in den
Wald hinein geht, stelle ich fest, dass doppelte Vorsicht angesagt ist.
Auch die Spurrillen sind tükisch, denn die Kanten und Wülste sind
steinhart gefroren. Der Weg steigt jetzt wieder etwas an.

Schon bald, ein ganzes Stück früher als vor vier Wochen, kommen uns die
schnellsten des vorher gestarteten 5ers entgegen. Ich überhole zwar ein
ein paar Läufer, aber es ist klar, dass ich schon bald, wenn es auf den
Pfad geht, extrem auf der Hut sein sollte. Noch laufen wir so dicht,
dass man vom Boden praktisch nichts sieht.

Erwartungsgemäss kommt kurz nach Ende des Pfades das Schild für km2. Ich
weiß nicht genau, wie schnell ich bin, Frau Garmin steht auf "Autorunde"
und hat schon den ersten km viel zu früh für beendet erklärt. Was zur
Folge hat, dass die Zwischenzeiten an den km-Schildern schon wieder
ausgeblendet sind.

Als es wieder in den Wald hinein geht, schließe ich zu einer kleinen,
schwarz gekleideten Läuferin mit blonden Pferdeschwanz auf. Gleichzeitig
schreit ein Läufer hinter mir auf, er ist umgeknickt. Noch eine
Warnung...

100 Meter weiter spreche ich die Läuferin an, ob ihr Vorname vielleicht
Marion ist. "Ja" sagt sie, und ich antworte "sind wir also wieder
beinand" und denke mir, eigentlich unglaublich. Im November war sie
praktisch mein Rehlein oder ich ihr Hase, denn am Schluss war ich wenige
Sekunden schneller.

Nach drei "Dämpfern" ist mir das endlich mal ein Ansport und ich
überhole sie erstmal, doch wie ich hören kann, bleibt sie an mir dran.
Irgendwo knapp vor km3 knicke ich mit dem linken Fuß leicht um. Hat gar
nicht weh getan :-) die Kälte hat vielleicht doch was gutes. Innerlich
lächle ich, ziemlich genau in dem Bereich bin ich vor vier Wochen auch
umgeknickt.

Jetzt kommt ein Stück, dass sich eigentlich flott laufen lässt.
Zumindest ohne Schnee. Es gibt nur eine "scharfe Kurve", der Rest sind
Geraden und weite Bögen, und schon bald muss es auch leicht bergab
gehen. Als es soweit ist, überhole ich einen jungen Läufer mit Kapuze
und Kopfhörer und einen mit einer neongelben Jacke.

"Unten" dann aus dem Wald heraus, über die kleine Lichtung, rechts
weiter runter, noch mal links in Richtung Start und schon ist km5
vorbei. Wieder keine Zwischenzeit, aber am Schild sind 24 min schon
lange rum. Hm. Das wird hart

Links rum in die zweite Runde und die Strecke steigt wieder leicht.
Hügelig oder wellig wäre zwar übertrieben, aber flach ist das auch
nicht. Ich horche nach Marion, kann aber keine Atemgeräusche hören
sondern nur im Schnee knirschende Schritte. Entweder nach der Hälfte
dieses Stücks oder kurz später auf dem Asphaltweg (wie schon gesagt, die
Strecke war komplett verschneit) überholt mich der Kapuzenläufer wieder.
Hm.

Nach der kleinen Lichtung erfahre ich seinen Vornamen. "Tommy, wo geht's
lang", fragt ihn ein Läufer, der uns entgegen kommt. Wofür steht an der
Ecke eigentlich ein Streckposten. Tommy reagiert, er bleibt fast stehen
und zieht nach Links zu seinem Bekannten. Genau in dem Moment, als ich
links vorbei will.

Toll, ich bin raus aus meinen Laufrhytmus. Hinter mir höre ich jetzt
auch eindeutlig Marion. Wie war das? "Hebe die Füße und spute dich
schnell?". Genau das mache ich, jetzt wird erstmal der Kapuzenläufer
überholt. Km6. Ich wage nicht, auf die Uhr zu sehen.

Vor dem Pfad geht die Strecke leicht bergab. Ich hole ein kleines
Mädchen ein, vielleicht 8, 9 Jahre - Respekt. Gerade als ich sie auf dem
schon recht engen Weg überholen will, überholt mich ein anderer Läufer
und ich muss wieder bremsen. Zum Glück komme ich vor dem Pfad noch vor.
Von Marion höre ich nichts mehr.

Logischerweise ist nach dem Pfad km7 angeschrieben. Zügig weiter, aber
nicht zu zügig. Nochmal am Fußballplatz vorbei, dann kommt die "scharfe
Kurve". Wie schon vor vier Wochen habe ich jetzt des Gefühl, fast stehen
zu bleiben.

Km8 wird lang, man könnte meinen, er zieht sich. In eine langezogenen
Kurve steigt die Strecke minimal an. Ich tröste mich damit, dass es am
Ende der Kurve bergab gehen wird. Und überlege, im Februar mal ein MTB
mitzunehmen und die Strecke mit einem richtigen Höhenmesser abzufahren,
wie flach sie wirklich ist.

Endlich, km9. Vorsicht, gleich kommt die kritische Stelle mit den
gefrorenen Spurrillen. Hinter mir schnauft es heftig. Das kann nicht
Marion sein, die atmet "kurz, schnell und hoch." Das hört sich eher an
wie eine alte Dampflock - lange Atemzüge mit einem tiefen Geräusch. Auf
der kleinen Lichtung schiebt sich ein Mann an mir vorbei.

Da laufen wir doch mal mit. Das kurze Stück bis zur nächsten Kurve ist
ganz schön lang und vor allem wirklich flach. Mir scheint Andreas (den
Namen habe ich aus der Ergebnisliste) hat sich etwas übernommen, zack
bin ich wieder vorne.

"Masse schiebt" würde ich mir normalerweise auf dem letzten Stück leicht
bergab denken, doch das klappt auf dem Schnee nicht so richtig. Ich bin
ich selbst derart am Schnaufen, dass ich Andreas nicht mehr höre.

Ein letztes Mal links herum und rechts ab zum Ziel - bloß nichts
riskieren. Das war zu vorsichtig, Andreas ist auf einmal wieder hinter
mir. Also Sprint zum Ziel, da hat es ein Fotograf doch tatsächlich auf
mich abgesehen.

Okay, Uhr abgedrückt und erleichtert gesehen "noch unter 50 Minuten".
Lange glaube ich, nur ein paar Sekunden langsamer gewesen zu sein als im
November, doch tatsächlich waren es 69 Sekunden. Marion kam übrigens 28s
nach mir ins Ziel, das kann man nicht mehr hören...

Wie ich so im Ziel stehe, mich kurz mit Andreas und auch Marion
unterhalte, kommt Reinhold Daab von Laufreport.de auf mich zu. Er will
mich unbedingt nochmal fotografieren. Aber nicht wegen meinen netten
Shirt, wie ich erst dachte, sondern weil in meinem Bart dicke Eisklumpen
hängen. Und die Kameraden vom Lauftreff meinten im Sommer noch, ohne
Bart könnte ich schneller laufen, doch dann würde ich jetzt nicht
fotografiert und hätte mehr gefroren :-=).

Bevor ich zu sehr friere, gehe ich eine Runde auslaufen, es werden 1,55
km. Auf eine Dusche verzichte ich, mit dem Handtuch die Eisbrocken aus
dem Bart rubbeln und etwas abtrocknen muss reichen. Dafür gibt es
diesmal ein Stockwerk höher noch Kuchen, als ich eintreffe. Ich
entscheide mich für Streuselkuchen, die Streusel sind so hart als wären
sie gefroren.

"Der Weg zum Auto ist beschwerlich", hatte ich vor vier Wochen aufgrund
einer schmerzenden Achillessehne geschrieben. Davon kann diesmal zum
Glück keine Rede sein. Am Sonntag spüre ich ein ganz klein wenig die
linke Schienbeinkante und vor allem meinen Nacken. Ein Halstuch war wohl
etwas wenig...


Die nackten Zahlen:

Hatte Frau Garmin beim ersten Lauf 9,88 km gemessen, sind es diesmal
10,09 km. Könnten also ziemlich genau 10 km sein.

Meine Splitts:
4:32 4:49 4:51 5:05 5:02
5:10 5:03 5:06 5:08 4:54

Im November sah das so aus:
4:49 5:02 4:50 4:49 4:54
4:53 5:01 5:06 4:56 4:11

Klassischer Fall von zu schnell losgelaufen?

Mit meiner Zeit werde ich 80. von 169 Läufern im Ziel und in der M40 15.
von 26. Die geringe Teilnehmerzahl ist günstig für die Serienwertung,
denn da werden schlicht die Gesamtplatzierungen addiert.

Sieht man nur die Gesamtzeit, muss ich mich schon fragen, ob das
Tempotraining der letzten Wochen irgendwas gebracht hat. Andererseits
sind Schnee und strenger Frost wohl nicht die idealen Voraussetzungen um
schneller zu laufen.

Ich konnte es nicht lassen und habe mal nach den Zeiten von je fünf
Läufern gesucht, die beim ersten Lauf vor und nach mir im Ziel waren. In
der Gesamteinlaufliste habe ich fünf Läufer wieder gefunden, alle waren
langsamer.
In der M40 sieht es etwas anders aus: Von den schnelleren waren zwei
wieder dabei, beide konnten ihre Zeiten verbessern, er eine sogar um
fast zwei Minuten. Von den langsameren hat nur einer seine Zeit
verbessert, um fast anderthalb Minuten.

Für die Statistik:

Sieger:
34:54 Thomas Seibert (SCC Hanau-Rodenbach, M30)
36:52 Ingert Reinke (") [1. Lauf: 35:34]
37:52 Jan Streblow (Skills 04 Frankfurt, MJA).

39:51 Kerstin Straub ((SCC Hanau-Rodenbach, WHK) [1. Lauf 38:00]
40:36 Sabine Bachmann (USC Mainz, (WHK)
43:01 Anne Streblow (LG Eintracht Frankfurt)

Es beruhigt mich, dass auch schnellere Läufer bei diesen Bedingungen
deutlich langsamer waren.

Nachdem ich im Januar keine Zeit für Seligenstadt habe weil bei uns ein
Lauf über 15 km stattfindet, bin ich gespannt, wie die Strecke am 20.
Februar aussieht und wie schnell oder langsam ich dann bin.

Danke fürs Lesen.
cu.
Juergen
--
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Michae! Morgentha!er
2009-12-21 01:18:40 UTC
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Post by Juergen
# Begin Template
Anders als beim ersten Lauf Ende November machte das Wetter dem Wort
"Winterlaufserie" diesmal alle Ehre. Dass es frostig werden würde,
wusste ich seit einer Woche, nicht aber, dass es so frostig und ein Lauf
im Schnee sein sollte. Lange prophezeite Wetter.de lediglich - 4°C und
dazu Sonne. Als es bei uns am Freitag Nachmittag zu schneien begann und
auch Nachts trotz -12 °C noch eifrig weiter schneite, bekam ich meine
Zweifel.
snip>
Danke fürs Lesen.
so, hab jetzt nix komentiert, aber danke für den bericht
ist wirklich nicht einfach, bei den Verhältnissen
zu laufen
Sei zufrieden ... mit der Zeit und das Du gesund ange-
kommen bist
Post by Juergen
cu.
Gruss
Post by Juergen
Juergen
Morning
Post by Juergen
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